RAVE UP - VIENNA'S INDEPENDENT SHOP  - 1060 WIEN, Hofmühlgasse 1, Tel. 01 596 96 50

Liebe Freundinnen und Freunde und Music Lover, werte Stammkundschaft,

auf einem novemberlichen Spaziergang kam ich an einem Weihnachtsmarkt vorbei, der an diesem Ort jedes Jahr aufgebaut wird. Und unvermeidlich dringen die ewiggleichen Weihnachtslieder an mein vom städtischen Klangmüll geschundenes Ohr, die uns in fröhlich konsumierende Menschen verwandeln sollen. „Scheiß drauf!“ möchte ich da nur vor mich hinschreien und wieder mal zum Grinch werden … und diesem alljählichen Auflauf als Gegengift nur folgende Plattenrezepturen dringend anempfehlen kann.

DAVE GAHAN & SOULSAVERS – imposter

DAVE GAHAN & SOULSAVERS
imposter LP/CD

PJ Harvey sagte über ihren Track „The Desperate Kingdom Of Love“, der großartig auf Imposter gecovert wurde: „Ich weiß, dass dieser Song nichts mit mir zu tun hat, das ist nur ein Song, der vielleicht schon hundert Jahre alt war.“ Dies ist ein relevanter Punkt, wenn man sich Dave Gahans Neuinterpretationen der 12 Stücke auf „Imposter“ vor Augen führt, die alle sorgfältig ausgewählt wurden, um sein Leben widerzuspiegeln. Gahan, kein gewöhnlicher Mensch, erfindet sie durch seine außergewöhnliche Stimme neu, mit einer zehnköpfigen Band im legendären Shangri-La-Studio in Malibu. „Man Needs A Maid“ fühlt sich unterdessen lebendiger an als das Original von Neil Young. Wenn Sie „Strange Religion“ hören, schätzen Sie die Exzellenz von Mark Lanegans „Bubblegum“ aufs Neue. Bei anderen Songs, etwa bei Gene Clarks „Where My Love Lies Asleep“ und Roland S. Howards „Shut Me Down“, bleibt Gahan nah am Original. Insgesamt sorgt „Imposter“ jedoch für ein überzeugendes Hörerlebnis.

where my love lies asleep
shut me down
FUZZMAN & THE SINGIN REBELS – endlich vernunft

FUZZMAN & THE SINGIN REBELS
endlich vernunft LP/CD

Ist das Leben ein Heimatfilm oder ein Porno? Fuzzman gibt beredte Antworten darauf. Am Ende bleibt alles unklar wie immer, und der Wunsch nach Vernunft, nach Klarheit über diese tragikomische Existenz geht in einem Traum auf. Einem Traum vom Meer, von damals, vom niemals Zurückkehren … Es sind insbesondere die zwei gefühligen Dialektsongs, die an neuralgischer Stelle (nämlich am Anfang und am Ende) platziert sind: Wenn Zamernik in seinem clever-geschliffenen Hochdeutsch bisweilen eine ironische Distanz zur eigenen Aussage erkennen lässt, so will er hier glasklar und unmissverständlich Tiefe vermitteln. Beistand, Trost. Zuversicht.

und ich träume vom meer
weil ein schlager vergeht
COURTNEY BARNETT – things take time, take time

COURTNEY BARNETT
things take time, take time LP/CD

„In the morning Iʼm slow“, so eröffnet Courtney Barnett ihr aktuelles Soloalbum, wobei sich die Lead-Single „Rae Street“ mühelos an den Tempowechsel anpasst, der die Reflexionen der australischen Singer-Songwriterin über die gesamte Platte hinweg färbt, ohne sie je auseinanderfallen zu lassen. Sätze, verhedderte Sprichwörter, bis sie einen neuen Sinn ergeben, und dichte Bilder, die über einfache Gitarrenakkorde rauschen, als ob sie sich gar keine Gedanken machen würden: Barnetts charakteristischer Stil verschmilzt sanft mit den dunkleren Momenten, um glücklich zu verweilen, und lässt dabei immer das Sonnenlicht herein, um am nächsten Tag eine neue Perspektive zu bieten.

write a list of things to look forward to
live @ flex vienna
MR. BUNGLE – the night they came home

MR. BUNGLE
the night they came home 2 lps/CD

Hier ist kein Pfusch am Werk. Wenn die Lebensaufgabe von Conan dem Cimmerier darin bestand, das Rätsel des Stahls zu lösen, dann könnte das gleiche Bestreben der Heavy-Metal-Community nur darin liegen, das Rätsel um Mr. Bungle zu entlarven. Jeder, der seit Beginn ihrer Zusammenarbeit mit Warner Bros. in den frühen 1990er Jahren auch nur eine Minute ihres skurrilen Klanghandwerks kennengelernt hat, hätte sich vielleicht gefragt, was sie da hörten, würde nicht ein Label mit so viel Werbeaufwand sie unterstützen? Die großen kritischen Reaktionen blieben aus. Der Grund lag wohl darin, dass man nicht wirklich wusste, was da musikalisch geschah, wenn diese aus dem Norden Kaliforniens stammende Gruppe entweder die Bühne betrat oder aus den Lautsprechern dröhnte. „The Night They Came Home“ ist ein Beweis dafür, dass Metal in dieser turbulenten Welt der Lockdowns und ohne Tournee gefunden wird. Bei diesem hochglanzpolierten Produkt sind alle Gewinner, von den Mainstream-Medien, die begierig nach Neuheiten suchen, die neben dem banalen Pop/Rock-Müll, der normalerweise ihre Schlagzeilen füllt, bis hin zu jenem Segment der Metal-Community, das weiterhin in seinem Thrash-Metal-Revival-Wahn abhhängt.

bungle grind (live)
loss of control (live)
O. V. WRIGHT – nickel and a nail and ace of spades

O. V. WRIGHT
nickel and a nail and ace of spades LP

Die goldene Ära des südlichen Souls war Anfang der 1970er im Wesentlichen vorbei, aber zum Glück gab es O.V. Wright. Denn dieses wieder aufgelegte Album, das, wie der Titel vermuten lässt, zwei seiner größten Hits enthielt, zeigte, dass seine Begabung als Sänger fast auf dem Höhepunkt war – er liefert dabei R&B im Memphis-Stil in großer Tradition. So großartig die Band auch ist, Wright ist Headliner dieser Show, und wenn er singt, dominiert er diese Sessions mit Anmut und Autorität. Die Sehnsucht und der Schmerz in seiner Stimme sind ein Wunder, und die polierten Gospel-Einflüsse in seiner Stimme verschmelzen das Weltliche und das Heilige mit einem starken gemeinsamen Glauben, insbesondere bei „He Made Woman for Man“. Der Liebesschmerz von „Donʼt Take It Away“ und „When You Took Your Love From Me“ und die Blues-Shout-Klagelieder von „A Nickel and a Nail“ und „Afflicted“ geraten durch die Aufladung mit jenem Südstaaten-Soul um 1971 zu eindrucksvollen Zeugnissen einer Symbiose, die Wright meisterlich beherrschte. Obwohl er nur neun Jahre nach der Veröffentlichung dieses Albums starb, klingt „A Nickel and a Nail and Ace of Spades“ wie das Werk eines Künstlers, der so kraftvoll und vital ist, wie man es sich nur wünschen kann.

don't let my baby ride
a nickel and a nail
TEX PERKINS AND THE FAT RUBBER BAND – s/t

TEX PERKINS AND THE FAT RUBBER BAND
s/t LP

Eines der Themen der aktuellen Platte von Meister Perkins ist der Ärger. Probleme kommen immer auf uns zu, Probleme gehen auch immer, bemerkt der charismatische Sänger in „Danger Has Been Kind“. Auf Wiedersehen Ärger, denn du bist kein Freund von mir. Aber es gibt auch ein seltsames Gefühl der Zufriedenheit im Herzen des Albums. Perkins scheint in der Musikwelt eine Seltenheit zu sein – der Rockstar hat sich glücklich mit seinem Schicksal abgefunden. „Ich bedauere wahrscheinlich zutiefst“, gesteht er, „aber nichts kommt mir dabei wirklich in den Sinn.“ Möge er noch lange ein Freigeist sein! Das Album beginnt mit „Du weißt nicht, wohin du gehst …“ Einfach anschnallen und die Fahrt durch das neue Album genießen.

danger has been kind
pay the devil's due
THE MONSTERS – youʼre class, iʼm trash

THE MONSTERS
youʼre class, iʼm trash/ lp + 7"/CD

Es gibt Zeiten, in denen ein Album herauskommt, das in vielerlei Hinsicht Genres definiert und ihnen doch trotzt, sie zerschmettert, bevor sie eine bastardisierte Version ihrer eigenen Geschichte rekonstruieren. Genau das streben The Monsters auf ihrem neuen Album an. „Youʼre Class, Iʼm Trash“ ist ein reiner Hörrausch, wobei stechende Gitarren und pulsierendes Schlagzeug die puristischen Garagen-Songs mit Vehemenz antreiben. Es gibt keinen Versuch, Flash oder Dressur hinzuzufügen. Dies ist reiner, unverfälschter Rock ʼnʼ Roll in seiner rohesten Form, bis hin zu den wenigen Texten. Viele Songs, die aus nur einer Zeile bestehen, werden im darauf folgenden Karrierechaos stets wiederholt. Das ganze Album enthält nur 120 Wörter – Qualität vor Quantität.

dead
gimme germs
IDLES – crawler

IDLES
crawler LP/CD

Der neue Vibe lässt anlässlich des aktuellen Albums „Crawler“ von Idles allmählich nach, schlägt dabei aber ein beeindruckendes Tempo an, möglicherweise aufgrund seines Co-Produzenten, des HipHop-Tierarztes Kenny Beats, der für seine Arbeit mit Rappern aus dem linken Feld wie Vince Staples Slowthai bekannt ist, und Freddie Gibbs – obwohl es absolut keinen HipHop in diesem Album gibt, außer vielleicht etwas Attitüde. Es beginnt stimmungsvoll und bedrohlich mit „MTT 420 RR“, bevor es mit dem Rammfeuer „The Wheel“ ein starkes Profil liefert, dann wieder entspannt, um mit dem treibenden, fast neuwelligen „The New Sensation“ und dem Adrenalinstoß von „Car Crash“ wieder einen Höhepunkt zu erreichent. Es endet schließlich mit dem dreißigsekündigen „Wizz“ – so blutig wie noch nie zuvor –, gefolgt von dem hartnäckigen „King Snake“.

mtt 420 rr
the wheel (live at 9:30 club 10/18/21)
 

…und das gefällt uns auch noch:

SHE & HIM – holiday 7"
SISTER PAT HALL – do your thing LP
MILDRED MAUDE – sleepover LP/CD
PAUL PLUT – ramsau am dachstein nach der apokalpyse LP/CD
DEAD FUCKING LAST – yrudfl LP
16 HORSEPOWER – hoarse LP
HANGMÁS – rest in parties 2007-2013 LP
MIDDLEMIST RED – the other side of nowhere LP
PLATON KARATAEV – atoms LP
THE KEEYMEN – the keeymen LP
DOPE CALYPSO – tears to freshwater LP
DOPE CALYPSO – chaka chaka LP
BLACK BARTÓK – live at artemovszk 38 LP
MORDÁI – mordái LP

 

…dazu noch einige Konzertempfehlungen für die nächsten zwei Wochen:

Di., 14. 12. DOWNERS & MILK
Radiokulturhaus, 4, Wien, Argentinierstraße 30a
Di., 14. 12. SCUMFEST#4 / Abu Gabi / Maurice Lɔndɔn / Klimentina Li
Rhiz, 8, Wien, Lerchenfeldergürtel U-Bahnbogen 37
Mi., 15. 12. KREISKY
Rabenhof, 3, Rabengasse 3
Mi., 15. 12. 5/8ERL IN HER`N
Porgy & Bess, 1, Wien, Riemergasse 11
Sa., 18. 12. NITZER EBB
Szene, 11, Wien, Hauffgasse 26

 
 
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