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Liebe Freunde, liebe Kunden,

 

wie sollte man die Jahresbestenlisten der Musikbranche lesen? Am Ende jedes Jahres stellen Musikkritiker Listen mit zehn oder zwanzig Alben zusammen, die sie nach mehr oder weniger begründeten Kriterien für empfehlenswert halten. Doch lassen sich in der Regel die Bewertungsgründe nicht klar erkennen. Denn es gibt ja sehr unterschiedliche Typen von Musikkritikern, und in ihren Überlegungen beim Zusammenstellen solcher Listen spiegelt sich ihr Popverständnis. Nur wer also mit der Haltung des jeweiligen Kritikers vertraut ist, kann eine solche Wertung richtig einschätzen. Hier also unsere Jahresbestliste…

  1. KATE TEMPEST – the book of traps & lessons LP/CD
  2. DURAND JONES – american love call LP/CD
  3. MICHAEL KIWANUKA – kiwanuka 2LP/CD
  4. LEONARD COHEN – thanks for the dance LP/CD
  5. NEIL YOUNG – colorado 2LP/CD
  6. IGGY POP – free LP/CD
  7. MAVIS STAPLES – we get by LP/CD
  8. LEE MOSES – how much longer i must wait LP/CD
  9. HUGO RACE – taken by the dream LP/CD
  10. ROBERT FORSTER – inferno LP/CD
  11. BIG THIEF – two hands LP/CD
  12. BILL CALLAHAN – shepherd in a sheepskin vest 2LP/CD
  13. DIVES – teenage years are over LP/CD
  14. BEASTS – still here LP/CD
  15. BEIRUT – gallipoli LP/CD
  16. SOULJAZZ ORCHESTRA – chaos theories LP/CD
  17. MEKONS – deserted LP/CD
  18. CINEMATIC ORCHESTRA – to believe 2LP/CD
  19. VOODOO JÜRGENS – sʼklane glücksspiel LP/CD
  20. REVEREND BEAT – MAN & IZOBEL GARCIA – baile bruja muerto lp & cd/ CD

So man sich des subjektiven Charakters einer jeden Kritiker-Jahresbestenlisten stets bewusst ist, haben diese auch ihren Reiz: Denn zumeist entdeckt man dabei das eine oder andere Neue. Und es ist auch immer interessant, den musikalischen Geschmack (mit all seinen Verirrungen) des jeweiligen Kritikers daraus abzulesen.

TANYA TUCKER – while iʼm livinʼ

TANYA TUCKER
while iʼm livinʼ LP

Seit Rick Rubin in den 1990er Jahren zur Wiederbelebung der Karriere von Johnny Cash beigetragen hat, gab es eine Art Renaissance für ehemals große Musiker, die mit Hilfe von angesagten, jüngeren Künstlern und Schützlingen ihr Comeback und damit eine Spätkarriere feierten. Mehr als jedes andere Genre ist es die Country-Musik, in der sich dieses Phänomen besonders zeigt. Bei Cash war es ein empathischer Produzent, der dem „Man in Black“ die Qualität des Materials offerierte, die ihm aufgrund der kulturellen Veränderungen in der Country-Musik lange gefehlt hatte. Auf Tanya Tuckers „While Iʼm Livinʼ“ gibt es viele Songs, die an ihre Durchbruchsjahre erinnern, ohne sich auf einen übermäßig nostalgischen Ansatz zu verlassen. Stattdessen helfen Jennings und Carlile dabei, sicherzustellen, dass sowohl hinsichtlich des Sounds als auch der Produktion alles perfekt aufbereitet wird (was nicht schadet, dass Carliles Arbeit mit den Highwomen nur zwei Wochen später verlief). Auf diese Weise ist „While Iʼm Livinʼ sowohl eine Rückkehr zur Form als auch eine Art Siegesrunde für Tucker, die sich um die 2000er-Jahre so gut wie zur Ruhe gesetzt hatte. Aber hier beweist sie sich in feiner Form und liefert entgegen ihrem rauem Image zehn einfühlsame Tracks. https://www.youtube.com/watch?v=WVEd0YUx7X8

TANYA TUCKER - bring my flowers now
TANYA TUCKER - mustang ridge
WARMDUSCHER – tainted lunch

WARMDUSCHER
tainted lunch LP

Die Küche hat geöffnet und serviert Schmackhaftes aus allen Ecken der Musikgeschichte. 2018 beendeten Warmduscher mit „Whale City“ ihre Experimentierphase. Wobei man sagen muss: In Wahrheit hatte sie gerade erst begonnen. Nur das LoFi-Geschredder vom Debüt „Khaki Tears“ war Geschichte, man schrieb straightere Songs, ließ sich dabei von unzähligen Stilen beeinflussen. Das geht nun auf „Tainted Lunch“ (The Leaf Label) weiter. Saul Adamczewski (Insecure Men, Fat White Family) ist nicht mehr dabei, dafür zwei Herren, die sich hinter den Pseudonymen Quicksand und Cheeks verbergen. Dazu kommen mit Iggy Pop und Kool Keith große Namen. Musikalisch wird für jeden Song ein neuer Topf bereitgestellt. Auch wenn es beinahe unmöglich scheint, die Londoner wissen den Inhalt immer genießbar zu gestalten. Nach dem Intro mit Iggy Pop gibt es auf dem Titeltrack antreibenden Garage Rock’n’Roll. Im Verlauf betreten wir den Dancefloor. „Midnight Dipper“ ist funky und überdreht, „Disco Peanuts“ gibt sich cool. Mit „Fill It, Don’t Spill It“ wird dicker Glam serviert. HipHop gibt es mit „Burner“ und Kool Keith. Und weiter: Noise auf „The Chimp“, Lounge auf „Precious Thing“, chaotischer Garage Rock auf „Grape Face“, Funk auf „Dream Lotion“, wabernder Psych auf „Blood Load“ und R’n’B auf „Tiny Letters“. Die Zutaten sind in Hülle und Fülle vorhanden, dennoch fühlen wir uns nicht übersättig, sondern fordern einen Nachschlag.

WARMDUSCHER – tainted lunch
WARMDUSCHER – disco peanuts
KEITH JARRET – munich 2016

KEITH JARRET
munich 2016 LP

Es war der letzte Abend seiner Solo-Europa-Tour, die damals unter einem Schock stand: Zwei Tage zuvor hatte ein Attentäter in Nizza mit einer rasenden Fahrt über die Promenade des Anglais 86 Menschen getötet und 400 teils schwer verletzt. Keith Jarrett logierte in einem Hotel ganz in der Nähe. Pianist und Publikum waren wohl auch dadurch auf demselben Level der Dünnhäutigkeit, zudem war der Besucher gut instruiert worden: keine Fotos, keine Mobiltelefone oder Tablets und bitte schön nicht husten, schnäuzen oder sonst irgendwie unangenehm auffallen, denn das alles kann dazu führen, dass Jarrett das Konzert sofort abbricht. So ein Konzertabend, gemeinsam erlebt, wenn es um die feinsten Nuancen geht, so mancher Seelenton gelingt, wenn sich Jarrett sichtlich wohl fühlt, im Fluss ist und doch die Form wahrt, wenn alles wie von selbst geschieht und sich doch auf höchster Höhe der Kunst abspielt, so ein Abend war das am 16. Juli 2016 in der Münchner Philharmonie. Nun ist ein Doppelalbum mit dem Mitschnitt erschienen, womit auch alle anderen Musikbegeisterten Jarrett beim Verfertigen seiner Gedanken folgen und dabei staunen können, wie leicht das klingt und aus welch großem Reservoir er schöpft, wenn er einen Abend lang vollkommen frei improvisiert und selbst nie weiß, wie und womit er den Abend beendet oder wie sich Dramaturgie und Struktur ergeben werden. Das kann auch schiefgehen. An diesem Abend war – zumindest bis zum letzten Klavierton – alles gut. Aber das ist eine andere Geschichte.

KEITH JARRET – it's a lonesome old town
KEITH JARRETT
JIMI HENDRIX ‎– songs for groovy children (the fillmore east concerts)   8 lp/5 cd box

JIMI HENDRIX ‎
songs for groovy children (the fillmore east concerts) 8 lp/5 cd box

Der Trend zu ausgedehnten Jubiläums-Boxsets bringt den erfreulichen Aspekt mit sich, dass bei dieser Neuauflage Live-Alben völlig neu konfiguriert werden. Somit präsentieren sie das Konzert als Ganzes, ungeschnitten, wie es eben passiert ist. Das ist es auch, was Fans von Jimi Hendrixʼ 1970er-Konzertsammlung seiner Band Of Gypsys mit „Songs For Groovy Children: The Fillmore East“ erwartet: einer digitalen Sammlung mit 5 CDs, 8 LPs und 43 Titeln, die sowohl diese legendäre Show als auch drei weitere vollständig überliefert. Das heißt, dass nicht nur der Applaus zu hören ist – dies ist keine Sammlung von Live-Tracks, die zwischen den Songs ausgeblendet werden –, sondern es gibt auch den ganzen Bühnen-Banter sowie die Aufnahme von „Auld Lang Syne“, mit der die zweite Show am 31. Dezember zuvor eröffnet wurde, Hendrix und die Band gingen in ihre eigene lose Version davon. Alle Songs von „Songs For Groovy Children“ wurden ebenfalls für diese Sammlung neu abgemischt, wodurch selbst die klassischen Tracks, die wir seit Jahrzehnten hören, relativ sauber und knackig klingen. Schlussendlich, Songs für fetzige Kinder: Die Fillmore East-Konzerte sind genau das, was die ursprünglichen Band Of Gypsys-Alben eigentlich hätten sein sollen (und das gilt auch für andere Konzertaufnahmen, wie etwa die verpfuschten Winterland-Sammlung). Hier werden die Shows nicht nur mit der besten Klangqualität, die wir je gehört haben, präsentiert, sondern auch so, wie sie es waren: in all ihrer hendrixianischen Pracht.

JIMI HENDRIX ‎– message to love
JIMI HENDRIX ‎– songs for groovy children: the fillmore east concerts
DEAD MOON – dead moon: the book

DEAD MOON
dead moon: the book 2 lp (book)

Dead Moon war eine DIY-Band, die 19 Jahre lang aktiv war. Der Sänger und Gitarrist Fred Cole spielte seit den frühen 1960er Jahren Musik – er begann seine Karriere als „Deep Soul Cole – der weiße Stevie Wonder“ und schloss sich dann der psychedelischen Garage-Rockband Lollipop Shoppe / The Weeds an. In den 1970ern und frühen 1980ern spielten Fred und Toody Cole in verschiedenen Punk-, Country- und Hardrock-Bands. Danach gründeten sie mit Andrew Loomis Dead Moon. Diese Band wurde zum Mythos. Sie lebten von einem DIY-Code, der sich um Aberglauben und die Vermeidung von Fallstricken der konventionellen Musikindustrie dreht. Ihre Geschichte ist völlig einzigartig im Pantheon der Rockbands – eine Gruppe, die nie ausverkauft war, nie nachgab und ein Erbe von Kunst und Gemeinschaft Stück für Stück auf eine unnachahmliche Art und Weise aufbaute. Das Buch ist eine Hommage an ihre einzigartige ästhetische, unglaublich verdrehte Geschichte, in der Dead Moon zum Pionier der Portland-Musikszene avancierte. Es erzählt die gesamte Dead Moon-Saga in den Worten der Band selbst. Nur die Stimmen von Fred, Toody und Andrew und enthält eine komplette illustrierte Diskografie von allem, was Fred, Toody und Andrew veröffentlicht haben, Songtexte und jede Menge Bandfotos, Flyer und zahlreiche kuriose Sachen. Das Paket enthält auch zwei LPs des „Best of“ Dead Moon – liebevoll von den Originalbändern remastered. Eine äußerst robuste Angelegenheit.

DEAD MOON NIGHT
DEAD MOON - 54 / 40 or fight
 

…und das gefällt uns auch noch:

THE YOUNG GODS – l'eau rouge / red water 2LP
YOUNG JESSIE – don't happen no more LP
WILLIAM SHATNER ‎/ SHATNER CLAUS – the christmas album LP
TIM BUCKLEY – live at the electric theatre co, chicago 1968 2LP/CD
STAFF BENDA BILILI – effacer le tableau LP/CD
JOAN AS POLICE WOMAN – real life LP
JOAN AS POLICE WOMAN – to survive LP
LIVE SKULL – saturday night massacre LP
LOU REED – the raven LP

 

…dazu noch Konzert-Empfehlungen für die nächsten zwei Wochen:

Do., 19.12. WIPEOUT (A)
Grillx, 1, Wien Petersplatz 1
Mi., 20.12. RONNIE ROCKET & THE SPITFIRES (A)
Szene Wien, 11, Wien, Hauffgasse 26
Mi., 25.12. Gewürztraminer & Da Gmischte Satz (A)
Porgy & Bess, 1, Wien, Riemergasse 11
Fr., 27.12. Stucky sings The Blues (CH/GB)
Porgy & Bess, 1, Wien, Riemergasse 11
Sa., 28.12. Harri Stojka Express feat. Harry Sokal (A)
Porgy & Bess, 1, Wien, Riemergasse 11

 
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