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Liebe Freundinnen und Freunde und Music Lover, werte Stammkundschaft,
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Vor etwa 100 Jahren entdeckte der Neurologe und Psychiater Hans Berger, dass es so etwas wie Hirnwellen gibt. Bei einem Patienten konnte er über eine offene Stelle am Schädel von der Großhirnrinde elektrische Aktivität ableiten. Das Elektroenzephalogramm (EEG) war damit erfunden. Dabei entdeckte man eine große Frequenzbreite an Hirnwellen, von ganz langsamen bis hin zu jenen mit über 100 Schwingungen pro Sekunde.
Je nach Rhythmus werden sie mit unterschiedlichen Funktionen und Bewusstseinszuständen assoziiert. Hirnwellen lassen sich nicht nur messen, sondern sie lassen sich auch beeinflussen, um positiv auf unterschiedliche neurologische Erkrankungen, wie Depression, Bipolarität, Alzheimer oder Parkinson, einzuwirken. Vielleicht verhelfen die ausgewählten Neuerscheinungen der zweiten Julihälfte, sie ein wenig durch positive musikalische Rhythmusschwingungen vom menschengemachten Schmutz der Welt zu reinigen.
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GOON SAX
mirror ii LP/CD
In der Öffentlichkeit aufzuwachsen, ist ein harter Gig, aber das australische Trio Goon Sax hat nicht viel Auswahl. Sie waren noch in der Schule, als ihr Debütalbum „Up to Anything“ 2016 veröffentlicht wurde, mit prosaischen, witzigen Songs über unerwiderte Verknalltheiten, Samstagsjobs und Dates, die von verschwitzten Händen und schlechten Haarschnitten ruiniert wurden. Es wäre wahrscheinlich mit der frühen, Jonathan Richman geschuldeten Arbeit der Go-Betweens verglichen worden, selbst wenn der Vater von Frontmann Louis Forster nicht Robert Forster von den Go-Betweens gewesen wäre. Ehrlich gesagt, wenn Sie ein Trio aus Brisbane mit einer Schlagzeugerin sind, das sich mit smartem, zuckendem, aber melodischem Gitarrenrock mit Texten befasst, die sich auf Herzensangelegenheiten konzentrieren, werden Sie einen Vergleich mit den Go-Betweens provozieren – die waren all das vor 40 Jahren! –, egal ob Ihr alter Kumpel drin war oder nicht. Aufgrund der Vielfältigkeit des Schreibens fühlt sich „Mirror II“ mitunter eher wie eine äußerst unterhaltsame Zusammenstellung an als ein einheitliches Künstleralbum. Denn ob ein Trio auf unbestimmte Zeit erfolgreich drei Autoren mit so unterschiedlichen Ansätzen enthalten kann, ist eine interessante Frage. Hoffentlich ja – in einer Welt voller Künstler, die sich als perfekt fertiges Produkt präsentieren, ihre Vorstellung von sich selbst bereits in Stein gemeißelt, hat es etwas Faszinierendes, eine Band so klar im Wandel zu hören, ihr Tun in verschiedene Richtungen zu ziehen, ihre Entwicklung vor Ihren Ohren abläuft. So lässt sich das Aufwachsen in der Öffentlichkeit eher faszinierend als beschwerlich erscheinen.
desire
in the stone
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DURAND JONES & THE INDICATIONS
private space LP/CD
Das neue Album von Durand Jones & The Indications, „Private Space“ (erschienen auf Dead Oceans in Zusammenarbeit mit Colemine Records), öffnet mutig die Tür zu einer breiten Palette von Sounds zwischen synthetisch modernem Soul und Disco-Beats mit Saitenklängen. Verankert durch die High-Low-Harmonien von Aaron Frazer (Schlagzeug/Gesang) und Durand Jones (Gesang) und abgerundet durch Blake Rhein (Gitarre), Steve Okonski (Keyboards) und Mike Montgomery (Bass), gelingt es The Indications wieder mal meisterhaft, Revival-Sounds mit moderner Attitüde zu verschmelzen. Die zehn Tracks auf „Private Space“ sorgen sowohl für eskapistische Fantasien als auch für eine dringend benötigte Neuzentrierung nach einem weltweit turbulenten Jahr. „Letztendlich möchten wir nur, dass die Leute die Augen schließen und vergessen, wo sie sind. So wie es ein Stevie-Wonder-Album für uns tut.“ „Private Space“ ist kreativ explosiv und erfreut sich daran, Erwartungen zu übertreffen. Durchwegs betonen The Indications eine kollektive Widerstandsfähigkeit – sowie die Kraft eines guten Songs, ein Licht in der Dunkelheit zu sein. Aus einem Keller in Indiana haben sich The Indications ins Soul-Rampenlicht und auf eine internationale Bühne katapultiert. Seit ihrem zweiten Album „American Love Call“ – einer verträumten, aber nachdenklichen Platte mit großen Streicherarrangements und süßen Soul-Stylings – werden The Indications von Vintage-Musikfans, der Lowrider-Community und dem Late-Night-Fernsehen verehrt.
witchoo
love will work it out
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DESCENDENTS
9th & walnut LP/CD
Die Descendents, die niemals erwachsen werden wollen, haben ihre alten Tracks entstaubt und dabei frühere Mitglieder für das aktuelle Album „9th & Walnut“ wieder auftreten zu lassen. Ein Album, das eigentlich seit knapp vierzig Jahren im Entstehen ist. Besetzungswechsel sind für die Pop-Punk-Paten Südkaliforniens nichts Neues. Auf „9th & Walnut“, das die Band ursprünglich 2002 mit einigen Aufnahmen konzipierte, größtenteils nun aber bisher unveröffentlichte Songs aus ihrer „Ride the Wild“-Ära der späten 1970er enthält, treten die Gründungsmitglieder Tony Lombardo und der 2008 verstorben Frank Navetta prominent in Erscheinung. Jetzt haben Descendents-Sänger Milo Aukerman und Schlagzeuger Bill Stevenson die Platte, die sich auf den ersten Übungsraum der Band bezieht, während der Quarantäne beendet. Das lange Warten hat sich nicht nur für die Descendents-Fans gelohnt.
nightage
hope
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ALAN VEGA
after dark LP/CD
Alan Vegas „After Dark“ wurde von der Rockband Pink Slip Daddy aus Philadelphia, bestehend aus Ben Vaughn an der Gitarre, Barb Dwyer am Bass und Palmyra Delran am Schlagzeug, unterstützt. Musikalisch beginnt die Platte mit einigen Bluesgitarrenakkorden, bevor es sich auf einen motorischen Groove einlässt, wobei Vega dazu rhythmisch murmelt, während die Gitarre lauter wird. Das Album wurde 2015 in den Renegade Studios im New Yorker West Village aufgenommen. Der damals 78-jährige Vega trug bei den Aufnahmen wie zumeist Sonnenbrille, Strickmütze und seinen langen Reitermantel. Er erholte sich gerade von einem Schlaganfall und wollte wieder in eine Live-Studioumgebung zurückkehren, nachdem er in den Jahren zuvor nur Gesangsbeiträge zu vorab aufgenommenen Instrumentalstücken geschickt hatte. Vaughn erzählt, dass wenn sie anfingen zu spielen Vega etwa über den Kritzeleien und Porträts saß, die er in einen Skizzenblock zeichnete. Oder zum Mikrophon ging und alles sang, was ihm gerade einfiel. Das Ergebnis: Musik als Mysterium.
nothing left
fat city
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TURIN BRAKES
the optimist LP/CD
Eines wird mit dieser neuen Platte klar: Coldplay zu hören statt Turin Brakes, ist, als würde die Almost Famous-Generation Don McLean gegenüber Tim Buckley wählen. Hier wird Musik für die Abenddämmerung geliefert – fiebrig, nachdenklich, nostalgisch. „The Optimist“ schwingt mit der Wucht tausender leidenschaftlicher Post-Club-Gespräche in abgedunkelten, verrauchten Räumen, intensiver, dem Untergang geweihter Liaisons, jugendlicher Arroganz, untersetzt von Angst und Versagen. Würden wir nicht in einem Zeitalter der Hype-Überflutung und Informationssättigung leben, wenn wir dieses Album frisch und unbefleckt finden könnten, wäre es, als würden wir Nick Drakes „Five Leaves Left“ entdecken oder R.E.M.s „Murmur“ – das gleiche Gefühl für ein Talent, das von Anfang an so voll ausgebildet ist, dass es seltsam erscheint, dass diese Musik nicht immer schon da war.
the optimist
emergency 72
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TIBOR SZEMZŐ
arbo x LP/CD
Tibor Szemző ist nicht nur ein talentierter und erfahrener ungarischer Musiker, sondern auch ein Medienkünstler mit großer Fantasie. Seine aktuelle LP „ARBO X – Csoma Grooves bezieht sich den 2006 erschienenen abendfüllenden Film „A Guest of Life“, bei dem er nicht nur Regie führte, sondern auch die komplette Musik dazu komponierte. Der Film ist inspiriert vom Leben von Alexander Csoma de Körös, einem bemerkenswerten Polyglott aus dem 19. Jahrhundert, der sich von seiner Heimat Siebenbürgen nach Zentralasien aufmachte, um nach den Wurzeln der ungarischen Sprache zu suchen. Er erreichte Tibet, widmete den Rest seines Lebens dem Studium tibetischer Manuskripte und wurde schließlich der Begründer der Tibetologie. Nun beschloss Tibor Szemző, das Thema weiter zu erforschen, und komponierte die filmische Performance „Silverbird and the Cyclist“, in der er als Erzähler die Geschichte von Csoma aus einer anderen Perspektive präsentierte. ist die Musik dazu und basiert auf dem Soundtrack des Originalfilms, wobei aber das Material umstrukturiert und durch neue Schichten erweitert wird. Es gibt vierzehn relativ kurze Tracks auf dem Album und jeder von ihnen hat einen sehr spezifischen Charakter, manchmal mysteriös wie deren Titel selbst. Szemzős typische Bassflöte und Stimme mit Percussion-Begleitung auf dem ersten Track „Axis“ ist eine gelungene Einführung in das gesamte Album. Die folgenden Tracks bieten eine Reihe bunter Klangparabeln, die in keiner Weise nur beschreibend sind. Tibor Szemzős „ARBO X“ überzeugt in erster Linie durch seine große kompositorische Komplexität und sein feines Gespür für ein perfekt ausgewogenes Klangspektrum, wobei sich jedes Element, ob Kontrabass, Bratsche, Sopranstimme, Vokaltrio oder Elektronik, mit perfektem Timing einfügt.
relative things
hol van hát lakásod
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MATT SWEENEY & BONNIE ‚PRINCE‘ BILLY
superwolves LP/CD
16 Jahre nach „Superwolf“, dem ersten gemeinsamen Album von Will Oldham und Matt Sweeney, das den eigenwilligen Country-Sänger unter dem Namen Bonnie ‚Prince‘ Billy und die zerknirschte Gitarre Sweeneys kombiniert, kommt eine Art Fortsetzung. „Superwolves“ bewegt sich eindeutig in der gleichen Klangwelt wie sein Vorgänger – müde Outlaw-Monologe und verspielte Liebeslieder an Kith und Sippe, geschnürt um intensiv gedämpfte E-Gitarre –, ist aber auch härter als jener. Das soll nicht heißen, dass Oldham nach mehr als 30 Jahren Rockmusiker geworden ist: Die Schwere auf dieser Platte wird nicht groß demonstriert. Vielmehr ist Zurückhaltung der Schlüssel zum Album. Es macht die Momente der lärmenden Verlassenheit – vier Takte mit verschobener Perücke bei „Make Worry for Me“, die Explosion des Hintergrunds bei „I Am a Youth Inclined to Ramble“ oder die Ankunft des Tuareg-Gitarristen Mdou Moctar auf dem ausgelassenen Wüsten-Blues-Rockabilly von „Hall of Death“. Dazu werden stets leichtere Momente des Albums akzentuiert, wie der sanfte, prägnante Beerdigungssong „Resist the Urge“ oder der einsamer Country-Walzer „There Must Be a Someone“, der durch Sweeneys reduziertes Spiel in etwas Wilderes verwandelt wird. Tatsächlich ist die Leistung dieser Zusammenarbeit so eindrucksvoll, dass die Aufnahme einiger typischer Bonnie „Prince“ Billy-Songs gegen Ende des Albums ein wenig überflüssig erscheint.
make worry for me
good to my girls
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…und das gefällt uns auch noch:
GUARDIAN SINGLES – s/t LP/CD
THE COURETTES – here are the courettes LP/CD
THE COURETTES – we are the courettes LP/CD
MELVINS – nude with boots (ltd.ed.) LP+MP3,Col.
MELVINS – the bride screamed murder (ltd.ed.) LP+MP3,Col.
THE CRAMPS – performing songs of sex love & hate LP
THALIA ZEDEK – been here and gone LP
LESLIE WINER – when i hit you - you´ll feel it LP/CD
TON STEINE SCHERBEN – 50 jahre LP/2CD
WOLVES IN THE THRONE ROOM – live at roadburn 2008LP
ALICE COLTRANE – kirtan: turiya sings 2LP
ZINN – zinn LP
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Instore-Gig, Sa., 24.07.2021, 16 Uhr
Die Welt spielt verrückt, und alles um uns herum fühlt sich längst nicht mehr so richtig an. Eine nur zu naheliegende Reaktion darauf ist, sich auf Bewährtes zu besinnen. Und so lassen wir wieder alte Zeiten auferstehen mit der Kultband Intimspray! In den 1980ern nannte man sie auch die "deutschen Clash". Sie rockten in angesagten Clubs, vom Münchner "Domicile" oder "Whynot" bis zum Hamburger "Onkel Pö" und dem Wiener "U4", wie auch in der ausverkauften Münchner Olympiahalle beim WOM-Festival. Die gemischtsprachigen politischen und satirischen Texte waren stets aktuell, direkt, kompromisslos. Ihr schnörkelloses, unverstelltes Auftreten ist eine perfekte Antwort auf heutige kollektive Schönrednerei und hasserfülltes Querulantentum. Lasst euch mitreißen in die noch übersichtliche "Normalität" der 1980er!
Wo: Rave Up Records, 6., Hofmühlgasse 1
Wann: Samstag, den 24.07.2021, um 16 Uhr
www.facebook.com/intimspray/
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…dazu noch einige Konzertempfehlungen für die nächsten zwei Wochen:
Mo.,05.07.-15.08. | Kultursommer Wien 2021 diverse Veranstaltungsorte |
Do.-Sa.,22.-24.07. | Popfest Wien Arena, 3, Wien, Baumgasse 80 |
Do., 22. 07. | Dritte Hand Musik am Fluß, 1, Stadtpark |
Do.-Fr. 22.-23.07. | Intimspray Cafe Carina, 8, Josefstädter Straße 84 (im Stationsgebäude der U6 Josefstädter Straße) |
Fr., 23. 07. | Blasser Kyren / Lupus (A) Chelsea, 8, Wien, Lerchenfeldergürtel U-Bahnbögen 29 - 32 |
Sa., 24. 07. | Intimspray Rave Up Records, 6, Wien, Hofmühlgasse 1 |
So., 25. 07. | Russkaja (A) Afrika Tage Wien 2021, 20, Florisdorfer Brücke |
Sa., 31. 07. | Die Buben im Pelz Arena, 3, Wien, Baumgasse 80 |
Sa., 31. 07. | Dirty Blues Sommerfest Szene Wien, 11, Wien, Hauffgasse 26 |
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Wir freuen uns auch auf euren Besuch,
Euer Rave Up Team
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Impressum
RAVE UP RECORDS
Hofmühlgasse 1, 1060 Wien
MO - FR: 10.00 - 18.30
SA: 10.00 - 17.00
TEL: 01 / 596 96 50
E-MAIL: office@rave-up.at
www.rave-up.at
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