|
Liebe Freunde, liebe Kunden,
|
|
Punk, Popkultur und Politik – ihr spannungsvolles Zusammenwirken im Jahr 1 n. Covid-19 hat auch in Wien eine vitale Postpunkszene in Stellung gebracht hat. Und das nicht nur gegen einen immer steriler werdenden Mainstream. Auch wenn so manch rotzig-punkige Attitüde, wie der gestreckte Mittelfinger oder der Irokesenhaarschnitt, heute längst zur zeichenlos banalen Alltäglichkeit verkommen ist, hat sich Punk über all die Jahrzehnte veritabel weiterentwickelt und liefert noch immer ein robustes musikalisches Grundgerüst für viele jüngere Bands. Und auch als kraftvolles politisches Statement ist er heute gefragter denn je. Rave Up Records hat sich für seine Empfehlungen des Monats Juni wieder umgehört und spannendes Vinyl entdeckt, nicht zuletzt auch als lustvolle Stimulation für schon heiß ersehnte Konzertabende.
|
SONIC BOOM
all things being equal LP/CD
Nachdem sich Peter Kember seit der Gründung von Spacemen 3 auf verschiedenste Weise immer wieder neu erfunden hat, ist es erfreulich, dass ihm das auch mit seiner jüngsten Produktion/Mixing/Soloarbeit geglückt ist. „All Things Being Equal“ präsentiert sich sowohl pur und minimalistisch wie auf „On A Summerʼs Day“ als auch mit tanzflächenreifen Tracks wie „The Way That You Live“ und „Tawkin Tekno“, wo ein vielschichtiger elektronischer Synth-Sound oft gehörte Popmelodien in eine fast spirituelle Atmosphäre verzaubert. Von Ferne glaubt man sogar, Kraftwerks „Autobahn“ oder George Harrisons „All Things Must Pass“ zu vernehmen.
just a little piece of me
spinning coins and wishing on clovers
|
|
BUILT TO SPILL
built to spill plays the songs of daniel johnston LP/CD
Tributalben sind immer eine heikle Angelegenheit. Das Covern der Songs anderer kann eine unterhaltsame, auch interessante Möglichkeit sein, die Live-Show einer Band aufzupeppen. Die Gestaltung eines ganzen Albums mit dem Material eines anderen Künstlers wird hingegen immer auf Skepsis von Fans beider Seiten stoßen. Die Grundvoraussetzung eines Tributalbums ist, dass man sich dabei mit der gleichen Neugier und dem gleichen kreativen Antrieb nähert wie bei seiner eigenen Musik. Und das ist Built to Spill mit „… Plays The Songs of Daniel Johnston“ auf eindrucksvolle Weise gelungen, also einfühlsam in die Musikwelt des anderen einzutauchen und doch Neues daraus freizulegen. Zu hören sind darauf eine unkomplizierte, zarte Version von „Impossible Love“ und eine aufgedrehte Interpretation von „Fake Records of Rock and Roll“. Und sie schaffen es, Traditionslinien zu ziehen, indem „Honey I Sure Miss You“ wie ein verlorener Track aus „A Hard Dayʼs Night“ klingt. Doug Martsch beleuchtet Johnstons Texte und Arrangements auf eine frische, innovative Art und Weise, die uns dazu bringt, dessen Songs zu überdenken und uns daran zu erinnern, warum wir uns überhaupt in sie verliebt haben.
tell me now
life in vain
|
|
KHRUANGBIN
mordechai LP/CD
Nach zwei Alben, die sich zwischen allen nur erdenklichen historischen und zeitgenössischen Musikszenen ausgetobt haben, und beinahe dreieinhalb Jahren auf Tour sind Khruangbin nach Hause zurückgekehrt: Wieder im heimischen Studio in Texas, haben sie ihr bisher weitläufigstes Album „Mordechai“ aufgenommen – und den großen Schritt aus der bisher überwiegenden Instrumentalität hin zu prominent in jedem Track auftauchenden Vocals gemacht. Glaubt man Gitarrist Mark Speer, war das jedoch kein so großer Schritt aus ihrer Komfortzone, wie man zunächst vermuten würde. Als die Band auf die letzten Jahre und den darin gerade erst erspielten Szeneruhm zurückblickte, hat es für sie nur ein Gefühl gegeben: „Dankbarkeit“. Doch ebenso, wie die Band bisher Thai-Funk, ostasiatischen Surf-Rock und jamaikanischen Dub in einem ganz eigenen Soundkosmos vereint hat, fanden die Gefühle, die Mark Speer, Bassistin Laura Lee und Schlagzeuger DJ Johnson beim Blick zurück empfunden haben, ihren Ausdruck in einem größeren Zusammenhang. Daher entbehrt „Mordechai“ trotz der Spezifik der Texte nicht der weitläufigen, traumwandlerischen Stimmung, die Khruangbins Musik bisher ausgemacht hat – es entwickelt sie weiter.
so we won't forget
time (you and I)
|
|
DÉJÀ VEGA
déjà vega LP
Es gibt ab und zu Debütalben, die uns sofort erreichen. Dies ist eines von ihnen. Nachdem das in Winsford ansässige Kraftpaket hart auf Tour war und die ausverkauften Massen im ganzen Land, einschließlich der Unterstützung durch The Wonder Stuff, für sich gewonnen hat, während es im Untergrund zurückhaltend blieb, ist es hier, um die Szene in die Luft zu jagen. Wayne AF Carey bewertet einen potenziellen zukünftigen Klassiker … Man könnte den ganzen Tag damit verbringen, herauszufinden, wie Déjà Vega klingt – in welches Genre sie passen –, aber man würde seine Zeit damit völlig verschwenden. Die Wahrheit ist, dass sie absolut einzigartig sind, sie sind eben Déjà, die Vega fickt, und wir wissen es nicht! Von druckvollen Punk-Rhythmen bis hin zu mehr Hall und Verzögerung, als Kevin Shields es vermuten lässt, ist es nur ein reiner Ohrporno, der auf einen wartet. Aber mach dir keine Sorgen, dass Mama und Papa diese Sammlung finden! Zeig es ihnen, sie werden es wahrscheinlich auch genießen!
pentagrams
the test
|
|
THE BELLRAYS
g rand fury LP
Die Sängerin Lisa Kekaula hat auch Jazz gesungen, und es ist offensichtlich, dass sie über ansprechende technische Fähigkeiten verfügt, aber sie reißt diese Songs mit einem Gift und einer Leidenschaft ein, die purer RockʼnʼRoll ist. Die Bandkollegen Tony Fate, Bob Vennum und Ray Chin bieten einen rohen, bluesigen Hintergrund, der locker genug ist, um Kekaula viel Raum zu geben, um wild zu werden. Und tut sie es jemals? Mit ihrer rauen Stimme und den aggressiven Liedern, die von Gitarrist Fate geschrieben wurden, lässt Kekaula Sie glauben, dass sie Ihnen eher ins Gesicht spucken würde, als Sie anzusehen. „Ich stecke in einem Moment fest / kann meinen Ausweg nicht finden / und die Zeit zieht sich weiter hin“, singt sie auf „Feuer auf dem Mond“, aber die selbstbewusste Art, wie sie die Worte ausspuckt, lässt einen glauben, sie könnten ein Ausweg aus allem sein. Ebenso heftig ist Kekaulas Anklage gegen „Stupid Fuckin People“, dass es fast beängstigend ist. Wenn sie knurrt: „Dumme verdammte Leute stehen mir immer im Weg. / Willst du mein Stück Welt ruinieren?“, ist klar, dass man ihr besser aus dem Weg gehen sollte. Das einzige Mal, dass dieser Schallangriff langsamer wird, ist „Have a Little Faith in Me“, eine sexy Soul-Nummer, die zu singen Janis Joplin stolz gewesen wäre. Während Kekaulas erstaunliche Stimme und ihr Charisma der Schlüssel zum Sound der Bellrays sind, muss der Rest der Band dafür gelobt werden, dass er so hart gerockt hat, ohne diese heftigen Ausbrüche zu übertönen. Mit all dem überproduzierten Papp, der die Luftwellen dominiert, ist es ein wahr gewordener Traum, eine so rohe und laute Band zu hören.
too many houses in here
snake city
|
|
WIRE
10:20 20LP/CD
Der Sänger und Gitarrist Colin Newman singt über „Ausdauer, Überleben, Test des Willens“, über Wellen langsam absteigender Riffs. Es baut und baut, bis er anfängt, über einen völligen Zusammenbruch der Kommunikation zu singen, und endet mit: „Der letzte Atemzug ist verbraucht.“ Der Rest des Albums enthält überarbeitete Versionen von Songs, die während der gesamten Karriere der Band auf der Strecke geblieben waren. Im März veröffentlichten sie den „10:20“- Song „Small Black Reptile“, der zuvor auf ihrem 1990er-Album „Manscape“ als fast Reggae-inspirierter Noise-Rock-Song erschien. Andere Tracks enthalten eine Version eines Songs, den sie zuvor für „Chairs Missing“ aufgenommen haben, und Songs von „A Bell Is A Cup“ ... bis es geschlagen ist und „The Ideal Copy“.
small black reptile
the art of persistence by wire
|
|
HOLY HIVE
float back to you LP/CD
Holy Hive erschaffen auf ihrem Debütalbum „Float Back To You“ mit einem modernen und nostalgischen Unterton ihren Sound. Hier haben das Trio von Homer Steinweiss (Schlagzeug), Paul Spring (Gesang) und Joe Harrison (Bass) eine gewisse Süße. Holy Hive gelingt es, vertraute und neue Melodien zu komponieren, die Seele, Volk und Liebe zusammenbringen. In jedem der 12 Tracks gibt es etwas, das man mögen muss. Am besten ist es vielleicht, diese Platte aufzulegen, wenn man im Garten sitzt und den Vollmond bewundert. Der letzte Titel, „Sophiaʼs Part“, ist ein unheimlich schönes Lied, im wörtlichen Sinn, obwohl es darin letztendlich nichts zu befürchten gibt. Es gibt einen vertrauten Ton wieder und endet mit einem üppigen Klavier- und Schlagzeugsolo, das in der Musik aktuell nur noch selten zu finden ist. Der Song ist raffiniert gebaut und die perfekte Art, dieses wundervolle Album zu beenden. Holy Hive eröffnen mit „Float Back To You“ einen größeren Kosmos, als ihn die bislang wenigen veröffentlichten Singles erahnen lassen. Es ist verträumt, wenn es sich durch die Vorstellungen von Liebe schlängelt. Es ist Indie, es ist Rock; es ist Volk; es ist die Seele, es ist warm; es ist bequem. Es sind so viele Dinge in einem zusammengefasst und ermöglichen einfach ein schönes Klangerlebnis.
float back to you
didn't you say
|
|
NEIL YOUNG
homegrown LP/CD
Es scheint keine Ecke in Neil Youngs langer Karriere zu geben, die nicht ausgeleuchtet wurde. „Homegrown“ ist ein Album mit Songs, die in des Meisters Blütezeit in den frühen 1970ern aufgenommen wurden, als er sich noch an seine neue Berühmtheit gewöhnen musste. Aber er zog es letztlich kurz vor der geplanten Veröffentlichung zurück, weil es ihm „zu persönlich“ erschien. Seitdem haben die Gerüchte unter Youngs eingefleischten Fans über die Existenz des Albums nie aufgehört und zu seiner Legendenbildung beigetragen. „Homegrown“ hat es nie in Bootleg-Form gegeben, wie Dylans „Great White Wonder“ oder The Stonesʼ „Liveʼr Than Youʼll Ever“. Tatsächlich ist so wenig über diese verlorene Aufnahme bekannt, dass selbst der zuverlässig gründliche Jimmy McDonough, Autor der Young-Biografie „Shakey“ (2002), nur über ihren Inhalt spekulieren konnte. Es gab keine offizielle Tracklist bis April 2020, als Neil Young bekannt gab, das Album nach fast 50 Jahren endlich herauszubringen. Eine Veröffentlichung damals hätte an Youngs langer Karriere vermutlich wenig geändert, wohl weil er diese Phase der Trauer schnell durchlief und mit seiner Entfremdung von „Snodgress“ so etwas wie Frieden fand. Aber vielleicht traf er deshalb die Entscheidung, „Homegrown“ zurückzuhalten: Das Schreiben und Aufnehmen der sehr intimen Songs hatten ihm geholfen, diese Krise zu überwinden, was bedeutet, dass sie ihn nicht so darstellten, wie sie es einmal getan hatten, zumindest nicht in dieser Gestalt. Neil Young bleibt also weiterhin ein Rätsel, und das ist gut so.
try
vacancy
|
|
|
…und das gefällt uns auch noch:
MUZZ – muzz LP/CD
BOTANY – deepak verbera LP
DENIECE CHANDLER – wonder love LP
CRIPPLED BLACK PHOENIX – we shall see victory 2LP
NATALIE GREFFEL – para todos LP
PATRICE RUSHEN – posh LP
BOB DYLAN – rough and rowdy ways 2CD (LP 17.7.2020)
CLIVE TANAKA Y SU ORQUESTA – pre-sunrise authority LP
V.A. – ork records: new york, new york 5LP
CAROLINE ROSE – superstar LP
THE CHATS – high risk behaviour LP/CD
THE CHATS – 7-pub feed/temperature 7"
VIBRAVOID – delirium der sinne LP
VILE CREATURE – glory, glory! apathy took helm! LP
|
|
Record Store Street Days im August, September und Oktober @ Rave Up Records
Wie ihr wisst, wird jedes Jahr im April kräftig nach dem runden schwarzen Gold geschürft. Heuer allerdings kann aus bekannten Gründen der dafür geschaffene Record Store Day, an dem weltweit viele tausende Menschen teilnehmen, NICHT stattfinden. Stattdessen wird er diesmal in neuem Gewand, dreimal als RSD-Drops, präsentiert:
am Samstag, dem 29. August,
am Samstag, dem 26. September, und
am Samstag, dem 24. Oktober.
Standen bislang am traditionellen Record Store Day spektakuläre, limitierte Sonderveröffentlichungen sowie die sie begleitenden Zusammenkünfte, Partys und Konzerte – also ein umfassendes Event – im Vordergrund, so wird der Schwerpunkt bei den drei „physisch distanzierten“ RSD-Drop-Terminen anders gesetzt werden. Die modifizierte Veranstaltung soll diesmal mithelfen, den Plattenläden wie auch den Künstlern und Künstlerinnen, Labels, Vertrieben wie überhaupt allen, die hinter den Kulissen daran beteiligt sind, die existenzsichernden Einnahmen in dieser globalen Krisensituation zu bescheren.
Die aktualisierte Liste findet ihr hier: https://drive.google.com/file/d/1prKsNmYFFSZm-imZdr7qi7_2XhCcRkPx/view
|
…dazu noch einige Konzert-Empfehlungen:
Do., 18. 06. | Alpha Romeo & Dani (AUT) Chelsea, 8, Wien, Lerchenfeldergürtel U-Bahnbögen 29 - 32 |
Fr., 19. 06. | Dives (AUT) fluc + fluc wanne, 2, Wien, Praterstern 5 |
Fr., 19. 06. | Lamila (AUT) rhiz, 8, Wien, Lerchenfeldergürtel U-Bahnbogen 37 |
Sa., 20. 06. | Muscle Tomcat Machine, Osojnik/Kutin (AUT) Grillx, 1, Wien Petersplatz 1 |
Fr., 26. 06. | Hecknklescha (AUT) Lobauerhof, 22, Kierischitzweg 8 |
|
|
|
Bis in zwei Wochen ;-)
Euer Rave Up Team
|
|
Impressum
RAVE UP RECORDS
Hofmühlgasse 1, 1060 Wien
MO - FR: 10.00 - 18.30
SA: 10.00 - 17.00
TEL: 01 / 596 96 50
E-MAIL: office@rave-up.at
www.rave-up.at
|
Die für den Newsletter erhobenen Daten dienen nur der Versendung des Newsletters und der Dokumentation Ihrer Zustimmung.
Eine andere Verarbeitung oder Weitergabe an Dritte erfolgt nicht.
Das Abo des Newsletters können Sie jederzeit stornieren. Senden Sie Ihre Stornierung bitte an folgende E-Mail-Adresse:
office@rave-up.at.
Wir löschen anschließend umgehend Ihre Daten im Zusammenhang mit dem Newsletter-Versand.
Ihnen stehen grundsätzlich die Rechte auf Auskunft, Berichtigung, Löschung, Einschränkung, Datenübertragbarkeit, Widerruf und Widerspruch zu.
Wenn Sie glauben, dass die Verarbeitung Ihrer Daten gegen das Datenschutzrecht verstößt oder Ihre datenschutzrechtlichen Ansprüche sonst in
einer Weise verletzt worden sind, können Sie sich bei der Aufsichtsbehörde beschweren. In Österreich ist dies die Datenschutzbehörde.
|
|