RAVE UP - VIENNA'S INDEPENDENT SHOP  - 1060 WIEN, Hofmühlgasse 1, Tel. 01 596 96 50

Liebe Freundinnen und Freunde und Music Lover, werte Stammkundschaft,

ich wollte, sie hätten einst auf den Baumwollfeldern elektrische Gitarren gehabt. Dann wären ʼne Menge Dinge geklärt worden. Nicht nur zwischen den Schwarzen und den Weißen, zwischen Sklavenarbeit oder Frondienst und angemessener Entlohnung. Wir von Rave Up Records aus Wien verkaufen Vinyl für Geld. Mit dem Geld bauen wir einen Todesstern. Wenn wir einen Todesstern haben, werden wir das Universum dominieren. In diesem Monat unterstützen uns folgende Künstler:

YNDI – noir brèsil

YNDI
noir brèsil LP

Die französisch-brasilianische Sängerin Yndi Ferreira Da Silva begann ihre Karriere 2012 als Dream Koala und produzierte unter anderem Popmusik in englischer Sprache auf den drei EPs „Odyssey“, „Earth, Home, Destroyed“ und „Exodus“. Jetzt kehrt Yndi zu ihren kulturellen Wurzeln zurück und singt hauptsächlich auf Portugiesisch und Französisch, wie ihr Auftritt in der „Colors Show“ vor einigen Wochen für ihren Track „Amazona“ zeigte. Ihr erstes Album „Noir Brésil“, das nun unter ihrem richtigen Namen erscheint, entführt uns in ein rhythmisches afrobrasilianisches Universum voller tropischer elektronischer Musik und akustisch flirrender Gitarren. Das Video zum Album präsentiert eine Montage von Erinnerungen, inspiriert von Motiven japanischer Mangas. Diese Momentaufnahmen sinnlich-familiären Lebens in jugendlicher Unbekümmertheit stehen im starken Kontrast zu Yndis Botschaft gegen den rassistischen Alltag, den Schwarze unter Bolsonaros Präsidentschaft in ihrem Heimatland erleben: „Meine Arbeit erinnert an Sklaverei, Glaubensverlust und die große Sehnsucht.“ Yndi knüpft dabei musikalisch wieder an den Bossa Nova der 1960er Jahre an, der mit seiner außergewöhnlichen Mischung von fröhlichen, zauberhaft-leichten Melodien und zutiefst traurigen Texten die westliche Kultur nachhaltig beeinflusste.

novo mundo
illusão
SLEATER-KINNEY – path of wellness

SLEATER-KINNEY
path of wellness LP/CD

Sleater-Kinney, gegründet 1994, gehören zu den wichtigsten Vertreterinnen der feministisch-subkulturellen Bewegung Riot Grrrl. Diese entstand in den 1990er Jahren innerhalb der US-amerikanischen Hardcore-Punk-Szene als Gegenpol zu den überwiegend männlich besetzten Bands des Genres. Nun erscheint das mittlerweile 10. Studioalbum der Formation, »Path of Wellness«. Es wurde im Sommer letzten Jahres in Portland aufgenommen und thematisiert die derzeitige politische und gesellschaftliche Lage in den USA. Die Band produzierte erstmalig ein Album in Eigenregie. Der gesamte Prozess beruhte auf einer Bestandsaufnahme dessen, wer und was in der Nähe war, auf der Großzügigkeit von Zeit, Geist und Input, aber vor allem auf der gegenseitigen Liebe, dem Bedürfnis und der Dankbarkeit für das Musizieren.

worry with you
high in the grass
VARIOUS – strong love: songs of gay liberation 1972-1981

VARIOUS
strong love: songs of gay liberation 1972-1981 LP

Ursprünglich im Jahr 2012 auf CD veröffentlicht, wird Chapters bahnbrechende Zusammenstellung von Schwulenmusikpionieren der 1970er zum ersten Mal überhaupt auf Vinyl veröffentlicht – und noch dazu auf limitiertem Baby-Pink-Vinyl! „Strong Love“ erforscht die erste Welle des offen schwulen Songwritings, die nach den New Yorker Stonewall-Unruhen 1969 entstand und den Beginn der modernen Schwulenrechtsbewegung einläutete. Es dauerte dann nur wenige Jahre, bis die trotzigen Gesänge und ineinander verschlungenen Arme der Stolzmärsche der frühen 1970er Jahre auf Schallplatte erklangen, und „Strong Love“ beginnt mit dem frühesten bekannten Beispiel, dem 1972er-„A Gay Song“ des Londoner Hippiekollektivs Everyone Involved. Auf 15 Tracks bietet die Compilation entwaffnend persönlichen Folk, erhebenden Soul, Outsider Country und düsteren Synth-Rock. Aber bezeichnenderweise konnte keines dieser Lieder als bekannt gelten. Der New Yorker Steven Grossman veröffentlichte 1974 das erste Major-Label-Album eines offen schwulen Künstlers, und Tom Robinson erreichte 1978 mit dem feurigen „Glad To Be Gay“ die britischen Top 20 – aber das sind die Ausnahmen. Die schüchterne Ambivalenz von Lou Reed und David Bowie wurde von der Musikindustrie der 1970er Jahre indifferent, gar asexuell präsentiert. Die meisten „Strong Love“-Künstler veröffentlichten ihre eigenen, selbstfinanzierten Aufnahmen in sehr begrenzter Stückzahl. Im Gegensatz zu ihren lesbischen Kolleginnen, die sich zu langjährigen Plattenlabels, starken Vertriebsnetzen und beachtlichen Verkaufszahlen zusammenschlossen, existierten schwule Musiker in diesen Jahren des Aufbruchs weitgehend in kleinen Zirkeln. Was nicht bedeutet, dass sie keine eigenen Nischen geschaffen haben. Chris Robinson etwa spielte mit den New York Dolls und Elephantʼs Memory, während die Mitglieder der Stooges und Quiet Riot, LA Glam-Verführer Smokeysaw, durch seine Begleitband gehen. Steven Grossman wurde von Twiggy gecovert, und Scrumbly & Martin sind berüchtigt für ihre Arbeit mit den San Francisco Drag Hippies, den Cockettes. Die Songs auf „Strong Love“ veranschaulichen Vision, Talent, Rohheit und Mut, die Songwriter der 1970er Jahre dazu trieben, populäre Karrieren für ihre sexuelle Identität zu opfern. Zusammengestellt von Guy Blackman von Chapter Music, mit einer eindrucksvollen Einführung von Schlagzeuger Richard Dworkin (der mit Blackberries und Buena Vista spielte), ist das Album eine kraftvolle Hommage an wegweisende Künstler, deren Musik zu lange vernachlässigt wurde.

a gay song
cryin' these cocksucking tears
THE CHILLS – scatterbrain

THE CHILLS
scatterbrain LP/CD

Nur die großen Chills konnten solch ein Album nach vier Jahrzehnten ihrer regenbogenfarbenen Karriere herausbringen. Ihr siebtes Studioalbum „Scatterbrain“ fügt sich nahtlos in den außergewöhnlichen Backkatalog der Band. Bereits der dunkel-gruselige, beschwörende Eröffnungssong „Monolith“ versteht sich als Hinweis auf die Langlebigkeit der Gruppe, indem er eine der größten Rockbands mit dem frechen Refrain „Gimme the power of the old Stones“ / Ehre den Monolithen“ persifliert. Im anschließenden „Hourglass“ widmet sich Martin Phillipps seiner eigenen Sterblichkeit und Autonomie mit gedämpften Akustikgitarren- und Wirbelorgel-Klängen, dazu der psychedelisch dichte Kammerpop von „Destiny. Beide Tracks folgen dem mürrischen Mariachi der letztjährig ausgekoppelten Single „You’re Immortal“ und bieten den dringend benötigten, wenn auch gedämpften Optimismus angesichts eskalierender persönlicher Widrigkeiten. Eine eigentümliche Zärtlichkeit durchdringt die Pianoballade „Caught In My Eye“, während Phillipps sich streng weigert, Anzeichen von Schwäche zu zeigen. Auf dem schaumigen „Safe And Sound“ zieht sich die Band vorübergehend von der Außenwelt zurück, um sich für den Rest der Platte neu zu gruppieren und Energie zu tanken. Und so klirrt, dümpelt und saust das donnernde „Worlds Within Worlds“ triumphierend dahin, und der Titeltrack knistert mit dem charakteristisch unregelmäßigen romantischen Elan der Band, bevor das merklich wuschelige „Walls Beyond Abandon“ das Geschehen angemessen hoffnungsvoll abschließt. Das Dunedin-Quintett verirrt sich selten auf fremdes Territorium und bleibt auf „Scatterbrain“ so ruhelos und anständig wie immer und beweist, dass selbst die unsichersten Köpfe immer wieder Größe erreichen können.

hourglass
scatterbrain
JUSTIN SULLIVAN – surrounded

JUSTIN SULLIVAN
surrounded LP/CD

„Some people have a landscape written in their bones“, singt Justin Sullivan auf „Surrounded“, seinem unglaublich lang erwarteten Nachfolger des 2003er-Albums „Navigating By The Stars“. Als der pandemiebedingte Lockdown eintrat, arbeitete er einfach weiter, schrieb und nahm später beeindruckende sechzehn neue Songs auf, mit einer Reihe von Musikern, einschließlich seiner NMA-Bandkollegen. „Wenn ich in deinem Herzen sehen könnte, gäbe es Stein und Heide“. Es besteht kein Zweifel, dass Mister Sullivan selbst einer dieser Menschen ist. Das Land seiner Wahlheimat, der Norden Englands, ist ihm genauso tief eingebrannt wie Wessex in Thomas Hardy, was eigentlich kein schlechter Vergleich ist, da beide romantische Realisten sind mit einem Blick für das Leben der einfachen Leute und einem Händchen für Erzählungen. Beim ersten Hören mag dies wie ein introspektives Album rüberkommen; es gibt eine Menge Akustikgitarre und Streicher, und nichts von dem, was er in seinem Job so gut aufhetzen kann. „Sao Paolo“, fast im Flüsterton vorgetragen, ist so zerbrechlich, dass es ständig zu verstummen droht. Ganze Gemeinschaften und Geschichten existieren unter der trügerisch ruhigen Oberfläche von „Surrounded“, aber es besitzt buchstäblich eine globale Reichweite. Denn Sullivans Themen liegen wie immer in einem Kontinuum mit dem menschlichen Dasein an einem Ende und der Natur – sowohl metaphorisch als auch wörtlich – am anderen und vielen sehr komplizierten, schönen und beängstigenden Kombinationen der beiden an allen Punkten dazwischen.

dirge
amundsen
LIZ PHAIR – soberish

LIZ PHAIR
soberish LP/CD

Die Musiklandschaft erscheint nach dem Krisenjahr 2021 verändert, und so wurde dieses Album mit offenen Armen aufgenommen. Obwohl Liz Phair eine Weile nichts Neues veröffentlicht hat, war sie nicht gerade untätig. Als alleinerziehende Mutter komponierte sie von zu Hause aus Musik für Fernsehen und Film, tourte aber auch mit den Smashing Pumpkins wie auch solo zur 25-Jahr-Jubiläumspromotion ihres wiederaufgelegten Debüts. Dazwischen hat sie auch Zeit gefunden, das Buch „Horror Stories“ zu schreiben. „Der wahrscheinlich wichtigste Grund meiner Rückkehr war zu sehen, dass diese Welt, von der ich immer geträumt hatte, tatsächlich entstanden war. Als das, wonach ich mich zu Beginn meiner Karriere sehnte, war eingetreten! Überall, vor allem in den Sozialen Medien, gab es Frauen, die ihre eigene Musik machten, Bands vorstellten, es war ihre Vision, sie waren nicht nur Frauen in einer Band, sie waren nicht nur Songwriter, sie waren selbst die Autoren dieser Vision. Und es war so aufregend!“ Die Platte „Soberish“ sieht Phair wiedervereint mit Engineer/Producer Brad Wood, der an ihrem Debüt „Exit In Guyville“ (1993) und „Whip-Smart“ (1994) zusammengearbeitet hatte. „Als ich ‚Exit In Guyville‘ wieder anhörte, mich in meine Girly-Sound-Demos vertiefte und mit allen aus dieser Zeit sprach, wollte ich wieder mit Brad arbeiten. Girly-Sound brachte mich zurück zu diesem frühen Teil meiner Karriere und zu dem, was ich damals gewesen war. Was ich erreichen wollte, was mein Arbeitsstil war. Ich habe mich wieder – diesmal viel besser – mit dem Künstler verbunden, nach dem ich damals gesucht habe“, erzählt die Musikerin begeistert.

the game
in there
 

…und das gefällt uns auch noch:

BAD BRAINS – into the future LP
JAYDA G – dj-kicks LP/CD
THE APARTMENTS – a life full of farewells LP/CD
GERRY WEIL – the message LP
JUSTIN SULLIVAN – navigating by the stars 2LP/CD
VARIOUS – soul jazz records presents: fire over babylon LP/CD
MAXWELL FARRINGTON & LE SUPER HOMARD – once LP/CD
HÜSKER DÜ – live at camden palace LP
GARY NUMAN – intruder 2LP
SOMNURI – nefarious wave LP
CREATIVE ARTS ENSEMBLE – one step out LP

 

…dazu noch einige Konzertempfehlungen für die nächsten zwei Wochen:

Do., 10. 06. Martin Klein & Band (A)
Chelsea, 8, Wien, Lerchenfeldergürtel U-Bahnbögen 29 - 32
Fr., 11. 06. Spitting Ibex
Arena, 3, Wien, Baumgasse 80
Sa., 12. 06. Record Store Day
Rave Up Records, 6, Wien, Hofmühlgasse 1
Sa., 12. 06. Seewinkel Noise Factoryʼs Birthday (Mini) Open Air feat. Amen 81 / Dregs / Verrat (D/A)
Arena, 3, Wien, Baumgasse 80
Mi., 16. 06. Fuzzman & The Singinʼ Rebels (A)
Tschauner Bühne, 16, Maroltingergasse 43
Fr., 18. 06. Downers & Milk / Zinn
fluc + fluc wanne, 2, Wien, Praterstern 5
Sa., 20. 06. Hypnotic Floor / Speck(A)
Chelsea, 8, Wien, Lerchenfeldergürtel U-Bahnbögen 29 - 32

 
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