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Liebe Freundinnen und Freunde und Music Lover, werte Stammkundschaft,
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wie eng jene Pole unserer zwischenmenschlichen Beziehungen, Liebe und Abneigung, beieinanderliegen, lässt sich anhand einiger Neuerscheinung des Monats Februar eindringlich nachhören. Denn wer je richtig von der Unbedingtheit der Liebe berührt wurde, kennt ihre nahen Abgründe, also Ablehnung oder Hass, nur allzu gut. Den musikalischen Ausdruck dafür könnten Punk und Soul liefern, und dazu einige Empfehlungen...
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KREISKY
atlantis LP/CD
Schon der erste Song des aktuellen Kreisky-Albums, „ADHS“, verdeutlicht, wie schwierig es ist, einen Sehnsuchtsort wie Atlantis in unserer Existenz zu etablieren. Und das alles mit dem Kreisky-charakteristischen Sound und der noch spezifischeren Franz-Adrian-Wenzl-Stimme, die mal singt, mal spricht und mal auch ein bisserl schreit, im Sinne, „wehe, jemand stört die scheinbare Idylle, was wollt ihr von mir?“. Diesmal krachen die Gitarren wieder stärker als zuletzt, dominieren das Geschehen, die Orgel bleibt gelassen im Hintergrund, und alle gemeinsam lassen es wieder schneller, fast hektisch angehen. Den Lärm haben Kreisky nicht vergessen, auch nicht, dass sie eine Rockband sind. Eine Rockband, die einen glauben lässt, sie seien auf Droge im Zirkus. Eine Rockband, die in ihren zumeist knappen Nummern mehr Facetten und Ideenreichtum, Stile und Einflüsse zeigt als viele andere mit großem Aufwand. Geiler Scheiß mal wieder, könnte man „Atlantis“ salopp zusammenfassen.
adhs
kilometerweit weizen
live stadthalle wien 19.3.2012
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SCOTT H. BIRAM
fever dreams LP/CD
Anscheinend kam diese Veröffentlichung sowohl für das Plattenlabel als auch für Musikfans aus heiterem Himmel. Ich verstehe zwar, dass die Taylor Swifts dieser Welt eine Produktion Monate, gar Jahre im Voraus planen müssen, aber für Leute wie Scott H. Biram kann jeder Zeitpunkt dafür der richtige sein, und dann muss eben alles raus … „Fever Dreams“, das könnte eine bier- und bluesdurchtränkte Nacht sein, in der sich The Mekons mit Lynyrd Skynyrd und R. L. Burnside an einer Kreuzung, tief im amerikanischen Süden, treffen. Biram schafft es irgendwie, jedes Musikgenre von Punk über Country zu Metal zu jeder Zeit aufzugreifen. So stellt sich dieses Album in eine höchst respektable Ahnenreihe von Robert Johnson, Leadbelly und anderen. Blues als Lebensform, essentieller Ausdruck und Herzschlag. Also genau das Richtige in diesen zerrütteten Tagen, um unsere Seelen zu heilen.
fever dreams
monkey david wine
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PJ HARVEY
is this desire? demos LP/CD
Ohne die hypnotische Orgel oder die Klavierstimmen klingen diese Geschichten einer Frau, die in einem nicht gerade freundlichen Leben und einem Buch mit Salinger-Geschichten sich gefangen sieht, noch wirkungsvoller. PJ Harvey selbst hält dieses, ihr viertes, Album von 1998 für ihr schönstes. Unheilvolle Melancholie und Zweifel sprechen aus den Songs. Musik, die man in ganz dunklen Stunden auflegt. Doch PJ Harvey hat ein Talent, das außer ihr nur Künstler wie Leonard Cohen, Tom Waits oder Harveys Ex-Geliebter Nick Cave besitzen: Sie singt vom Leiden, atmet mit jedem Ton Schmerz und schenkt dabei doch immer Licht. Sie verkörpert schlicht ein Paradoxon: Trauer, die Freude schafft.
no girl so sweet (demo)
the river (demo)
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PJ HARVEY
stories from the city, stories from the sea. demos LP/CD
Die Sammlung enthält unveröffentlichte Demos aller Stücke, die für das fünfte PJ Harvey-Studioalbum „Stories From The City, Stories From The Sea“ geschrieben wurden, darunter also interessante Varianten zu „Good Fortune“, „A Place Called Home“ und „This Is Love“. Der Klang wurde von Jason Mitchell bei Loud Mastering unter der Leitung des langjährigen PJ Harvey-Mitarbeiters Head gemastert. Mit brandneuem Artwork mit bisher unveröffentlichten Fotos von Maria Mochnacz. Grund genug, sich diese Songjuwelen in anderem Gewand anzuhören.
this mess we're in (demo)
good fortune (demo)
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THE NOTWIST
vertigo days LP/CD
Es ist einige Zeit vergangen für The Notwist, aber sie sind wieder zurück und lassen keinen Schlag aus – außer wenn sie es vorhaben! Die Musik auf diesem Album zeichnet sich vor allem durch ihre Dynamik aus. Die einzelnen Bandmitglieder haben zuletzt an diversen Soloprojekten gearbeitet, weshalb die Freude durchaus groß ist, wieder gemeinsam aufzuspielen. Ihre unterschiedlichen Wege führen auf überraschende Weise in die „Vertigo Days“ zurück: von ihrer Struktur her, die auf Gruppenimprovisationen basiert, den Liedern, die in einem kollektiven Dunst ineinanderfließen und verschmelzen, bis zu jenem Bandspirit, der sich wie selbstverständlich frisch und lebendig anfühlt. Obwohl die Musik vor Neuen nur so sprudelt und knallt, ist die vertraute sanfte Lyrik wieder zurück. „Der Regen fällt nach oben und die Buchstaben in der Mail sagen, dass wir hier wieder willkommen sind.“ Dazu haben sie einige Freunde hinzugezogen, um ihre leuchtenden Geschichten zu erzählen.
where you find me
al sur
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DELVON LAMARR ORGAN TRIO
i told you so LP/CD
Delvon Lamarr Organ Trio zaubern die rauchigen Jazzstylings der 1960er Jahre von Jimmy Smith und Baby Face Willette sowie die scharf gesetzten Seelentänze von Booker T. & the M.G.ʼs, The Meters, Dr. Lonnie Smith und Charles Earland. Im brodelnden Black Music-Eintopf von Delvon Lamarr Organ Trio finden sich auch Spritzer von Motown, Stax Records, Blues und kosmischer Gitarre à la Jimi Hendrix. Bandleader Delvon Lamarr ist ein Virtuose mit perfekter Tonhöhe, der sich autodidaktisch diverse Genres angeeignet hat und mühelos eine Vielzahl von Instrumenten spielen kann. „I Told You So“ bietet einen erregenden zeitgemäßen Andockversuch an die großen Momente des Soul Jazz, der sich wohltuend im weltumspannenden Regime des Hip-Hop ausmacht.
call your mom
careless whisper
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WILLIAM SHATNER
the blues LP
William Shatner ist ein außergewöhnliches Phänomen der Kulturindustrie: Als Darsteller in einer der weltweit erfolgreichsten TV-Serien genießt er ikonenhaften Status. Weniger bekannt ist, dass sich „Captain James T. Kirk“ auch in anderen Genres auszudrücken wusste. Etwa als Mastermind eines der witzigsten Spoken-word-Alben der Sixties, „The Transformed Man“. Auf seiner aktuellen, ganz dem Blueskanon verpflichteten LP versammelt der würdevoll gealterte Heldendarsteller Shatner alias Willy Shatters hochkarätige Mitstreiter, wie etwa Richie Blackmore, der in „The Thrill Is Gone“ einen herausragenden Barn-Storming-Blues spielt, während Shatner den Songtext in eindringlichem Sprechgesang seltsam wehmütig vorträgt. Die angeschnallte Version des kannibalistischen Klassikers „I Put A Spell On You“ von Screaming Jay Hawkins passt durch Shatners übertriebene Präsentation perfekt zur ursprünglich bedrohlichen Stimmung des Songs. Auch bei den Klassikern „Smokestack Lightning“, „Born Under A Bad Sign“ und „Mannish Boy“ (mit Ronnie Earl) funktioniert der Spoken-Word-Stil besonders gut zu den feurigen Blues-Riffs und -Licks. Die On the Road-Hymne „Route 66“ wird hingegen so einfühlsam vorgetragen, dass es kaum zu glauben ist, dass Shatner den Song seit den 1960er Jahren nicht mehr gespielt hat. Doch nicht bei allen Nummern fügen sich Stil des Sprechgesangs und Musik zu einer gelungenen Einheit. In allem Songs aber zeigt sich William Shatner als leidenschaftlich bekennender Blues-Fan.
sunshine of your love
the thrill is gone
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EYES OF TOMORROW
settle for more LP
Die im Ruhrgebiet ansässigen deutschen Punkrocker Eyes Of Tomorrow katapultieren sich mit ihrem Debütalbum eindrucksvoll in die internationale Hardcore-Szene. Wer sich immer schon lieber vom US-Punk und dessen roher Wut, wie bei Black Flag, oder brachialen Polit-Slogans à la Dead Kennedys mitreißen ließ, der wird Eyes Of Tomorrow zu schätzen wissen. Ihre Songs, hier elf an der Zahl, sind wie kurze, harte, schnelle Schläge, mit wenig Zeit für große Gesten. Dieses Album macht das, was guter Punk machen sollte: uns dazu zwingen, Konfrontationen nicht auszuweichen. Diese Art von Kurzkommentar zur gegenwärtigen Lage findet man auf vielerlei Weise in der Rock- und Metal-Welt. Die vom Punk bevorzugte Form der Lieferung ist ein Eimer eiskalten Wassers direkt ins Gesicht. Pur!
gone for good
settle for more
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HERMAN DUNE
notes from vinegar hill LP
Der Opener „Say You Love Me“ liefert eine wundervoll dylaneske Atmosphäre in Anlehnung an „Lay Lady Lay“, voller Echo mit einer Stimme, die sich authentisch und straßentauglich anfühlt. Die Hörner füllen den Sound aus, rau und großflächig. „Heartbroken and Free“ folgt mit einer verspielt-gespenstischen Szenerie. Alles mit Doo-Wop-Backing und Barrelhouse-Piano und nur ein Hauch von „The Trail of the Lonesome Pine“! Die Songs auf „Notes From Vinegar Hill“ erzählen von klaustrophobischer Isolation und Angst, von Einwanderung in ein Land, das sich politisch zunehmend radikalisiert zeigt, aber auch von der Schönheit Kaliforniens, des Ozeans und einem ruhigen Leben mit drei schwarze Katzen. Mein persönlicher Favorit ist „Freak Out“ bis zum Morgentau. Dieses Album ist dem Gründer und Frontmann der Silberjuden, David Berman, gewidmet.
say you love me too
heartbroken & free
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VARIOUS
down & out. the sad soul of the black south LP
Schon der Rhythmus zwischen Trauer und Traum macht klar, dass die Stimmung und die Stimme des Sängers gleich kippen werden. Dann hebt Sam Dees an, am Anschlag, aus vollen Lungen. Nirgendwo werden Romanzen inniger herbeigefleht, nirgendwo versteht man sich besser auf den Trost der Liebe als im Soul. Und dennoch: Soul ist mehr. Jede und jeder singt hier um ihr und sein Leben. Kinnladen vibrieren, der Himmel trägt schwer an Moll, die Ewigkeit schaut um die Ecke. Das ist Drohung und Hoffnung zugleich. Mit bebendem, dunklem, tragischem, stets inbrünstigem Gesang und ergreifenden Rhythm Sections zeichnet dieses Album die Geschichte der wahren Soulmusik der Südstaaten nach, die ihre Erfüllung nie darin sah, langbeinig swingend in Paillettenkleidchen über große Bühnen der Konzertsäle oder TV-Stationen – für ein mehrheitliches weißes Publikum – zu trippeln. Dieser legendäre Trikont-Sampler aus dem Jahr 1998 ist nun erstmals auf Vinyl zu haben, zumindest der erste Teil davon. Wir hoffen sehnlichst auf den Rest!
lonely for you baby
down on bending knees
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…und das gefällt uns auch noch:
HOWE GELB & A BAND OF GYPSIES – alegrias LP/CD
THE IN-FUZZED – s/t LP/CD
ELIAS HULK – unchained LP
T. P. ORCHESTRE – poly rythmo de cotonou vol. 4 - yehouessi leopold batteur LP
RZA – ghost dog: the way of the samurai (Ltd. Red LP) LP
THE STOOGES – my girl hates my heroin (Red & Black Splatter LP)
SONISC´S RENDEZVOUS BAND – no sleep till ypsilanti LP
SONIC FLOWER – rides again LP
SHAME – drunk tank pink LP/CD
JELLO BIAFRA & THE GUANTANAMO SCHOOL OF MEDICINE – tea party revenge porn LP
TEENAGE BOTTLEROCKET – warning devoce (10th Anniversary Edition) LP
VARIOUS – la noire 09 - greyhound LP
VARIOUS – la noire 10 - groove city LP
VARIOUS – somewhere between: mutant pop 2LPS
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YouTube-Tipp: KEXP
https://www.youtube.com/channel/UC3I2GFN_F8WudD_2jUZbojA
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Ab 8. Februar heißen wir euch/Sie wieder herzlich im Rave Up in der Hofmühlgasse 6 willkommen. Selbstverständlich unter den streng einzuhaltenden behördlich Anordnungen für alle im Ladengeschäft, wozu es auch keines „Babyelefanten“ bedarf.
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Bis in zwei Wochen ;-)
Euer Rave Up Team
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Impressum
RAVE UP RECORDS
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MO - FR: 10.00 - 18.30
SA: 10.00 - 17.00
TEL: 01 / 596 96 50
E-MAIL: office@rave-up.at
www.rave-up.at
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