RAVE UP - VIENNA'S INDEPENDENT SHOP  - 1060 WIEN, Hofmühlgasse 1, Tel. 01 596 96 50

Liebe Freundinnen und Freunde und Music Lover, werte Stammkundschaft,

In den Alpen wird es immer lauter, nicht nur zur Schisaison. Das beeinträchtigt massiv den Lebensraum von Mensch und Tier. Die einst wunderbare Stille der Wälder und Berge ist längst vom Lärm der – meist städtischen – Schitouristen und Events, der Pistenraupen und Schneekanonen zerrissen, und das rund um die Uhr. Die Geräuschkulisse, die im Schnee viermal so stark weitergeleitet wird wie in der Luft, weist nicht selten eine Lautstärke von über 200 Dezibel auf – das menschliche Ohr schmerzt schon bei 130 Dezibel, wie so mancher Konzertbesucher, das soll hier nicht verschwiegen werden, weiß. Dieser Newsletter will der zunehmenden Geräuschverschmutzung auch der Natur mit wohltuenden Sound-Empfehlungen entgegenwirken.

CARLA DIRATZ & THE ARCHERS OF SORROW – scale

CARLA DIRATZ & THE ARCHERS OF SORROW
scale CD

Die kraft- wie charaktervolle französische Sängerin Carla Diratz (von niemand Geringerem als Robert Wyatt als „die gefühlvolle Frau Diratz beschrieben“) arbeitet auf dieser Platte mit den Komponisten Martin Archer und Nick Robinson zusammen, um ein äußerst abwechslungsreiches Set zu liefern, das von Prog bis Avant reicht, also von Rock bis Improvisation, elektronischer Collage und modernistischem Chanson – „Improg“ nennen wir diese gemischte Musikschule. Die auf Englisch, Französisch und Italienisch gesungenen Texte vermitteln letztlich ein ganz persönliches Weltbild mit einer leichter Sehnsucht nach der Vergangenheit, aber letztlich der Hoffnung auf den starken Geist der nächsten Generation. Vervollständigt wird die Band durch den aufstrebenden Trompetenstar Charlotte Keeffe und die Crack-Rhythmus-Sektion, die erstmals als Teil von Archers Anthropology Band auf der Bühne zusammenkamen.

nature of a child
the scale
CAT POWER – covers

CAT POWER
covers LP/CD

Während der Hoch-Zeit des Indie-Rock in den 2000er Jahren war Cat Power (alias Chan Marshall) eine der führenden Musikerinnen, die die Flamme der Coversongs am Brennen hielt. Ihre epischen Cover-LPs „The Covers Record“ (2000) und „Jukebox“ (2008) waren leuchtend und scharf – mit pointierten, persönlichen Interpretationen von Leuten wie Smog, The Velvet Underground, Bob Dylan, James Brown sowie Legenden des Blues. Auch wenn diese Alben damals keine übergroße Wirkung hatten – Marshall war mehr daran interessiert, ihre Versionen absichtlich unterkühlt anzulegen und sich ganz in den Groove zu versetzen –, waren sie brillante Vehikel für die künstlerische Entwicklung. Auch rückblickend war Marshalls offenherzige Herangehensweise an die Interpretation von Songs aller Art – jene Mischung aus Rock, Folk, Blues, Punk und klassischem R&B als Eintopf – ein Vorbote für das Genre-Hopping, das in den Jahren seit „Jukebox“ Standard geworden ist. Jetzt hat Cat Power ein weiteres Cover-Album – schlicht „Covers“ genannt – vorgelegt. Darauf gibt es etwa eine betörende, langsam abbrennende Version von Frank Oceans „Bad Religion“ sowie eine Studioaufnahme von The Pogues’ „A Pair of Brown Eyes“. Sie und die restlichen Tracks belegen eindrucksvoll, wie Marshall die Originale zu neuem Leben bringt.

bad religion
a pair of brown eyes
MO CESS & CHRISFADER – klåmm

MO CESS & CHRISFADER
klåmm LP

„In den Åbgrund linsn und oan guatn Schåchzug findn.“ Sich der „Klåmm“ zu widmen, bedeutet einen Ort aufzusuchen, der einen nicht willkommen heißt, den Finger in die Wunde zu legen und so schnell nicht loszulassen, eine Partie Schach zu spielen, die man nicht verlieren sollte. In ihrer Tiefe schlummern Erinnerungen, Geltungssucht, Überheblichkeit, altgewohnte Strukturen, Leistungsdruck, neurotische Züge, Angstzustände, Zweifel am Zeitgeist, an der Zukunft und an sich selbst. Aber auch der Wunsch, sich diesen Dämonen zu stellen und mit ihnen abzurechnen … Schritt für Schritt.

dschungel
narziss
DR. LONNIE SMITH – breathe

DR. LONNIE SMITH
breathe LP/CD

Er ist zwar kein richtiger Doktor und spielt auch keinen im Fernsehen, aber der leider im letzten Jahr verstorbene Dr. Lonnie Smith beweist in dieser Live-Aufnahme von 2017 neuerlich und für immer, dass er eine Jazz-Ikone ist. Die Eröffnung und den Abschluss der Platte bilden zwei Studiotracks mit der nur scheinbar überraschenden Unterstützung von Iggy Pop, dessen Pre-Punk-Band The Stooges sich 1967 in Ann Arbor, Michigan, formierte, gerade als Smith aus Buffalo, New York, als Solokünstler und Sideman des Gitarristen George Benson und des Saxophonisten Lou Donaldson auftrat. Iggy zeigt sich bei den Versionen von Timmy Thomasʼ 1973er-R&B-Hit „Why Canʼt We Live Together“ und Donovans 1967er-Pop-Hit „Sunshine Superman“ ungewöhnlich zurückhaltend, dafür liefern Smith und Gitarrist Jonathan Kreisberg mitreißende Soli unter der soliden rhythmischen Begleitung von Schlagzeuger Johnathan Blake und Percussionist Richard Bravo. Die sechs Live-Tracks dazwischen stammen aus dem New Yorker Jazz Standard 2017 zur Feier von Smiths 75.

why can't we live together
sunshine superman
LONELY GUEST – lonely guest

LONELY GUEST
lonely guest LP/CD

Lonely Guest wurde in den letzten 18 Monaten von einem der wahren Innovatoren der britischen Musik zusammengestellt: Tricky. Aber wie er klarstellen möchte, ist dies kein Tricky-Album. Vielmehr ist es ein spannendes Aufeinandertreffen musikalischer Einzelgänger, bei denen Größen wie Lee „Scratch“ Perry und Idles’ Joe Talbot mit ihrem jeweils einzigartigen Songwriting gegen Trickys außerirdische Produktion antreten. Von einer beunruhigenden Geschichte der Isolation mit freundlicher Genehmigung von Maxïmo Parks Paul Smith mit dem Titel „Christmas Trees“ über die Grunge-Stylings von Martas „Move Me“ bis hin zum angespannten Geschichtenerzählen von „On A Move“ des Londoner Rappers Kway vereinen sich diese unterschiedlichen Aussagen zu einem gemeinsamen kühnen künstlerischen Statement. Aber unglaublicherweise war nichts davon geplant. Tricky hatte erwartet, das ganze Jahr 2020 über unterwegs zu sein und die ausgefallenen, doch stets schönen Songs seines letzten Soloalbums „Fall To Pieces“ zu promoten. Um seinen unermüdlich kreativen Geist während der Pandemie auf Trab zu halten, begann er stattdessen, verschiedene Kooperationen mit anderen Künstlern einzugehen und erkannte schnell das große Potential dieses ungewöhnlichen Unternehmens.

move me
big bang blues
BILL FAY – still some light: part 1

BILL FAY
still some light: part 1 LP

Bill Fay hat immer von dem Versuch gesungen, die elementaren universellen Fragen zu verstehen: die der Natur, der Spiritualität, der Menschheit. Seine Lieder seien „beruhigende Hymnen für eine andere chaotische Zeit“. Sein Einfluss kann durch die Arbeit vieler Künstler verfolgt werden, und so schien es nur allzu richtig, das mit einer Sammlung neuerer Stimmen zu feiern, die seine zeitlosen Tracks interpretieren. Ursprünglich 2010 von David Tibet (Current 93) veröffentlicht, erschien „Still Some Light“ als Doppel-CD, bestehend aus 1970er-Album-Demos (Disc One) und Home Recordings (Disc 2) von 2009. In diesem Jahr wird diese Kompilation zum ersten Mal auf Vinyl gepresst und digital veröffentlicht, zusammen mit zeitgenössischen Neuinterpretationen der Tracks von Kevin Morby, Steve Gunn, Julia Jacklin und Mary Lattimore. Bill Fays Worte und Melodien bleiben unberührt vom Lauf der Zeit und wechselnden Trends. Neben den Originalaufnahmen führen uns diese neuen Versionen weiterhin souverän durch die Wirrnisse und Unsicherheiten der Gegenwart.

dust filled room
I hear you calling
INTIMSPRAY – religion

INTIMSPRAY
religion EP/CD

Heribert Kornfeil, Walter Moriel, Hubert Nedwed, Mike Moll und Heinz Heisel, bekannt von der Rockband Abu El Mot, planten nur einen Gig, bei dem sie zum Spaß moderne Punk/Ska-Musik spielen würden, aber das Publikum tobte im überfüllten Hottinger Club. Damit war klar, dass dies kein One-Night-Stand sein konnte. Als sie von einer Wiener Band hörten, die auch The Sprays hieß, änderten sie ihren Namen in Intimspray. Nach einigen Auftritten in der lokalen Szene, etwa als Vorband von D.A.F., eroberten sie mit Hilfe ihrer Freunde, den Nighthawks, die Münchner Szene. 1980 veröffentlichten sie eine die EP „Too Much Monsters“, die wie eine Mischung aus Garage-Punk-Ska klingt. In München wurden sie nach Moriels Weggang und Bill Pugh (ehemals Nighthawks-Roadie) zur Hausband des Rigan-Club, Marienkäfer, Why Not. Es war die Zeit, als New Wave bei den Major Labels mehr Aufmerksamkeit erhielt, und 1982 klopfte RCA mit einem Plattenvertrag an. Sie spielten einige Live-Shows im Bayerischen Fernsehen. 1984, nach einigen weiteren Gigs in Deutschland und Österreich, trennte sich die Band. Aber jetzt sind sie wieder zurück mit ihrer neuen EP, stilistisch präsentieren sie sich dabei mit waveorientiertem Rock, etwas Ska und Reagge. Beharrlichkeit trifft auf Zeitgeist und das ganz groß!

religion
religion (masta huda remix)
SHARHABIL AHMED – the king of sudanese jazz

SHARHABIL AHMED
the king of sudanese jazz LP/CD

Zeitgenössische sudanesische Musik bezieht viele Einflüsse sowohl aus der arabischen Musik als auch aus den Traditionen südlich der Sahara. Das Genre hat sich in den 1930er und 1940er Jahren zu etwas ziemlich Respektlosem entwickelt, als die Haqiba-Musik, der weltliche Nachfolger des Madeeh, sich durchsetzte. Haqiba, eine überwiegend vokale Kunst, bei der die Begleitmusiker des Leadsängers wenige Instrumente verwenden, verbreitete sich in den urbanen Zentren des Sudan wie ein Lauffeuer. Es war die Musik von Hochzeiten, Familienfeiern und wilden improvisierten Partys. Haqiba ließ sich von indigenen sudanesischen und anderen afrikanischen Musiktraditionen inspirieren, bei denen Backgroundsänger rhythmisch mitklatschten und das Publikum sowohl mitsang als auch mittanzte. Einer der ersten Sänger, den wir bei Habibi Funk vor einigen Jahren kennengelernt haben und der bei uns einen Nerv getroffen hat, war Sharhabil Ahmed. Sharhabil wurde 1935 geboren und ist der Gründervater der sudanesischen Jazzszene. Sein Ziel war es, die sudanesische Musik zu modernisieren, indem er sie mit westlichen Einflüssen und Instrumentierungen zusammenführte. Wundervoll vielfarbiger Sound!

malak ya saly
el bambi
VARIOUS – antologia de musica atipica portuguesa vol. 3: canto devocinário

VARIOUS
antologia de musica atipica portuguesa vol. 3: canto devocinário LP

Die dritte Ausgabe der „Antologia De Música Atípica Portuguesa“ ist voller Zauber. Nach zwei ausverkauften Bänden endet die ungeplante Trilogie mit Gesängen und Hymnen, während sie weiterhin Musikgenres verschmelzen und als Kosmoskonzept präsentieren. Wenn die ersten beiden Sammlungen dem Werk („O Trabalho“) und den Regionen („Regiões“) gewidmet waren, ergab es nur Sinn, die Trilogie mit zeremonieller Musik abzuschließen, die das Wirkliche – die Schöpfung jedes Musikers – mit einer fantasievollen Feier des Portugiesischen verband: Folk, Traditionen und Geisterbeschwörungen in diesen ungewöhnlichen Hymnen. Man hört Musiker, die entweder in ihrem natürlichen Lebensraum arbeiten (João Pais Filipe oder Filipe Felizardo) oder neues Terrain in ihrem Reich erkunden (Niagara, Joana Guerra oder Serpente). Diese dritte Ausgabe schafft es, acht der am meist unterschätzten musikalischen Visionäre im heutigen Portugal zu vereinen. In der Vergangenheit schuf „Antologia da Música Atípica Portuguesa“ ein imaginäres Volksmärchen, in dem aktuelle Kreationen mit der Idee von Archiv oder Fake-Folk leben konnten. Dieser Band vergisst den Kosmos und lebt tatsächlich darin. Denn das ist das wahre Portugal.

dromos
fail missa tvi
FITZ GORE & THE TALISMEN – soundnitia

FITZ GORE & THE TALISMEN
soundnitia LP

Dies ist die erste Neuauflage der lange verschollenen Debüt-LP des jamaikanischen Tenorsaxophonisten Fitz Gore und seiner experimentellen Gruppe The Talismen aus dem Jahr 1975. Das Werk wurde ursprünglich auf Gores GorBra-Label veröffentlicht und liefert eine introspektive, sensible Form des Spiritual Jazz. Live aufgenommen in Westdeutschland, besteht das Personal aus „Shepherd“ Fitz Gore mit Ulrich Kurth (Piano), Gérard Ebbo (Bass), Philippe Zobda-Quitman (Schlagzeug) und Lamont Hampton (Congas). Die LP enthält Versionen von John Coltranes „Dahomey Dance“ und des Horace Silver-Klassikers „Song For My Father“. Die Neuauflage wurde 2021 sorgfältig remastert und enthält das ursprüngliche Cover-Design mit einer zweiseitigen Beilage der Originalnotizen, ergänzt durch die Aufnahme von Fitz’ Gedicht „Sketches of Pain“.

song for my father
gisela
VARIOUS – end of the corridor

VARIOUS
end of the corridor LP

End Of The Corridor ist ein wunderschönes Zeitdokument, das in seiner Sammlung für den Sammler der 80er-Welle sicherlich nicht fehlen sollte. Dieses Album führt Sie zurück in die dunkle Zeit, als unser Land mit der Schließung der Minen, der steigenden Arbeitslosigkeit, der Nivelles-Bande, dem Kalten Krieg und dem Einsatz von Atomraketen konfrontiert war. Man kann die Hoffnungslosigkeit, den Weltschmerz und die Frustration hören, die in jedem Song dieser Platte widerhallen.

end of the corridor
answer
 

…und das gefällt uns auch noch:

SHAY HAZAN – reclusive rituals LP
THE HONEYMOON KILLERS – hung far low LP
VARIOUS – a damaged christmas gift for you from damaged goods LP
SLY & THE FAMILY STONE – there´s a riot goin´ on LP/CD
WOSCHDOG – foin CD
THE WAR ON DRUGS – i don´t live here anymore 2LP
ELBOW – flying dream 1LP/CD
ZION FLEX – loyalty CD
AGNES PALMISANO – in finstan CD
ELEMENT OF CRIME – 1994-2010 / 7 lps (von an einem sonntag im april bis fremde federn) Box Set
THE SHAKING BONES – shaking bones 12inch
DAVID ORNETTE CHERRY – organic nation listening club (the continual) LP
THE CONTROL FREAKS – get some help LP
CARLA DIRATZ / PASCAL VAUCEL ‎ – précis.aimant LP

 

…dazu noch einige Konzertempfehlungen für die nächsten zwei Wochen:

So., 16. 01. Dennis Jones Blues Band (USA)
Porgy & Bess, 1, Wien, Riemergasse 11
Di., 18. 01. Live@RKH: TEXTA
Radiokulturhaus, 4, Wien, Argentinierstraße 30a
So., 23. 01. Muriel Grossmann Quartet (A/ESP/SRB)
Porgy & Bess, 1, Wien, Riemergasse 11
Mo., 24. 01. Dry Cleaning (GB)
Chelsea, 8, Wien, Lerchenfeldergürtel U-Bahnbögen 29 - 32

 
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